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Die Hauspostille des LIBU Verlages
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INHALT:

Wappenhändler

In aller Munde

Die Powerfrau

Ekel haftet

Die Rettungsschwimmerin

Kindergeld

Das verkommene Subjekt

Der Tod des Mieters


Hellsüchtig

Wohn-Haft


Ekel haftet


Eine klebrige Angelegenheit legte sich über meine Gefühle. Ich konnte mich nicht länger des Eindrucks erwehren, dass ich diesen Schlamassel nicht so schnell wieder loswerden würde. Die Gefühle waren hartnäckig. Nachdem sie mich erstmal in eine bestimmte Verfassung gebracht hatten, schien es geradezu unmöglich, sie wieder umzukehren. Im Gegenteil, mit jedem Gegenversuch zog sich dieser unsichtbare Film fester und fester um mein Innenleben. Ich war gefangen. Diese Szene konnte ich gewissermaßen von außen betrachten. Ich war angewidert. Trotzdem konnte ich nicht davon ablassen, auf die Welt einen gelassenen Eindruck zu machen. Gleichzeitig entstand ein Druck in mir, ein wahrer Überdruck, der wuchs und wuchs, während er mich, mein Innerstes zusammenzog, verengte. An ein Loswerden und Loslassen war nicht zu denken, wenn ich nicht Gefahr laufen wollte zu platzen, was ich auf gar keinen Fall wollte. Keineswegs sind Gefühle so frei, wie es von den Gedanken bedeutet wird. Doch auch dies ist nichts anderes als eine Farce. Gedanken sind nicht nur mit Gefühlen verkettet, sondern stecken ziemlich oft deckungsgleich mit ihnen unter einer Decke. Wenn ich mir also so meinen Teil dachte, fühlte ich ihn sofort. Meine Gedanken ließen mir mehr Luft, machten mir unmissverständlich klar, dass ich nicht mehr als nur ein kleines Teilchen im großen Ganzen, das mich immer schon absolut angeekelt hatte, war. Pars pro Toto wurde mir klar, dass ich selbst nicht nur ein Teil, sondern ganz selbstverständlich das große Ganze und nicht teilbar, jedoch eventuell mitteilbar war. Ich fühlte in Zeitlupe und Zeitraffer gleichermaßen, wie der Ekel in mich einsickerte. Vielleicht war der Film gerissen oder es waren Dämpfe in mich wie in ein geräumiges Verlies eingezogen? Auswändig wie inwändig war mir übel, war ich durchdrungen.

©Dorothee Vohl
LIBU Verlag e. K.
Freiburg im Breisgau, 2013

http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/de/


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